„Gut Wehr, Kamerad Samuel!“
Das Integrationspotential der Feuerwehren in Niederösterreich am Beispiel ihrer jüdischen Mitglieder
Die gesellschaftspolitisch wichtige Frage, wie Angehörige von marginalisierten Gruppen in die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft inkludiert werden können, ist nicht nur für das Land Niederösterreich höchst aktuell. Das Projekt untersucht anhand der jüdischen Mitglieder des größten Vereins Niederösterreichs, der Freiwilligen Feuerwehren, Strukturen und Maßnahmen von Inklusion und Integration. Aus bisherigen Forschungen zur jüdischen Regionalgeschichte konnten bereits an einigen Orten jüdische Feuerwehrmänner identifiziert werden. Deren Erhebung ist deshalb schwierig, weil die zahlreich erhaltenen Mitgliederlisten und Ehrenbücher keine Angabe zur Religion enthalten. In einem ersten Schritt werden daher durch Abgleich dieser Namen mit jüdischen Datenbanken die jüdischen Feuerwehrleute möglichst vollständig erhoben. Zweitens wird erforscht, welche sozialen Kategorien abgesehen von Religion und Geschlecht – Frauen waren allgemein erst ab 1994 zugelassen – und Kriterien für diese Inklusion ausschlaggebend waren bzw. wie sich die allfällige Nicht-Aufnahme jüdischer Anwärter begründen lässt. Schließlich wird die These überprüft, ob die FF bis zu den NS-Verordnungen von 1939 als Best-Practice Beispiel für Diversität dienen können.
Die Datenbank der jüdischen Feuerwehrmänner wird der Öffentlichkeit im Open Access zur Verfügung stehen. Es können ergänzende Informationen, etwa durch Mitglieder der Feuerwehren, aufgenommen werden. Die Forschungsergebnisse werden in wissenschaftlichen Publikationen verbreitet und auch in Science to public-Formaten präsentiert z. B. bei Versammlungen und Festen der Feuerwehr. Auf internationaler Ebene wird der Kontakt mit der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte in Ljubljana hergestellt, die 39 Mitgliedsländer hat und regelmäßig historische Arbeitstagungen veranstaltet. Eine gesellschaftspolitisch erhoffte Wirkung ist, dass die Forschungsergebnisse als Anregung für Angebote zur Inklusion dienen.
Informationen:|mail: Dr. Benjamin Grilj|
Wir danken der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich für die Unterstützung des Projekts.