Bedrohung und Selbstbehauptung. Jugendliche mit Fluchterfahrung in der NS-Zeit und heute

|Sparkling Science-Projekt |(1. 10. 2024-30. 9. 2027)

Flucht, ob vor rassistischer, sexistischer oder politischer Verfolgung, Krieg, Armut oder Naturkatastrophen, ist eine Konstante der Menschheitsgeschichte. Unbegleitete Jugendliche auf der Flucht sind eine besonders verletzliche Gruppe. In einem historischen und sozialwissenschaftlichen Vergleich untersucht das Projekt das Entkommen österreichisch-jüdischer Jugendlicher in der NS-Zeit und die heutigen Fluchtbewegungen junger Menschen nach Österreich. Die Festlegung des Alters auf 14 bis 21 Jahre, also einer relativ großen und dynamischen Zeitspanne, folgt der gesetzlichen Definition.

Zu beiden Gruppen und ihren jeweiligen Kontexten werden, unter Einbeziehung von geschlechterspezifischen Unterschieden, dieselben Fragen gestellt: Welche Organisationen, Netzwerke und Maßnahmen ermöglichten alleine flüchtenden Jugendlichen die Ausreise? Aus welchen Gründen wurden welche Routen gewählt und wie verlief die Reise? Wie gelang das Ankommen, welche behördlichen Hindernisse waren zu bewältigen und wie gestaltete sich die Adaption an das Exilland und die Aufnahmegesellschaft? Wie wurden und werden die Belastungen der Fluchterfahrung erlebt und verarbeitet und wie wird der Kontakt mit der Familie und die Erinnerung an das Herkunftsland aufrechterhalten?

Im ersten Teilprojekt beantwortet das historische Team des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs diese Fragen für Österreich in der NS-Zeit. Im zweiten Teilprojekt werten die Sozialwissenschaftlerinnen des Ilse Arlt Instituts für soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten Interviews mit seit 2015 nach Österreich geflüchteten Jugendlichen aus. Die Forschungsarbeit erfolgt in angeleiteten Workshops an der Schule, die für das Projekt aufgrund ihres Ausbildungsangebots im sozialen Sektor ausgewählt wurde. Die von den Schülerinnen und Schülern eingebrachten eigenen Fragestellungen können die Forschungsarbeit um Aspekte erweitern, die in der Erwachsenenperspektive ausgeblendet wurden. Umgekehrt schärft die Einbettung der jugendlichen Schicksale in die ältere und jüngere Geschichte den Blick für aktuelle Probleme, mit denen die Schüler/innen in ihrem späteren Berufsleben konfrontiert sein werden.

Alle Daten werden  in eine digitale Plattform eingetragen, die nach Projektende im Open Access zur Verfügung steht und Vergleiche, Verknüpfungen und Digital Storytelling ermöglicht. Neben der wissenschaftlichen Verbreitung durch das gesamte Team gestalten die Schülerinnen und Schüler eine Podcast-Serie für das Campus-Radio der FH St. Pölten und einen Informationsstand beim jährlichen „Fest der Begegnung“ am St. Pöltner Rathausplatz.

In Kooperation mit dem |Ilse Arlt Institut für Inklusionsforschung| an der FH St. Pölten und dem |Caritas Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe|

Projektleitung: |mail: PD Dr. Martha Keil|
ProjektmitarbeiterInnen: |mail: Dr. Benjamin Grilj| (Injoest), |mail: Merle Bieber MA| (Injoest), |mail: FH-Prof. Dr. Johannes Pflegerl| (IAI), |mail: Dr. Katharina Auer-Voigtländer| (IAI), |mail: Rosa Hergan MA MA| (IAI), |mail: Dr. Sabine Lehner| (IAI)

Gefördert vom |Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung|.

 
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